Die Geldpolitik wird straffer

Die amerikanische Notenbank ist daran, die Zinsen weiter nach oben zu verschieben und ihre Bilanz zu reduzieren. In der Eurozone hat die Europäische Zentralbank ebenfalls einen weiteren Schritt in Richtung Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik gemacht. Das ist das Umfeld, in dem die Schweizerische Nationalbank agieren muss.

An ihrer September-Sitzung beschloss die Schweizerische Nationalbank (SNB), ihre auf den zwei Säulen «Negativzins» und «Interventionsbereitschaft» beruhende Geldpolitik unverändert expansiv zu halten. Der Zins von -0.75% auf Sichteinlagen bei der Nationalbank und die Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen sollen weiterhin Anlagen in Schweizer Franken weniger attraktiv machen und so den Druck auf den Franken verringern. In ihrer Kommunikation bezeichnete die SNB den Franken weiterhin als hoch bewertet und die Lage am Devisenmarkt als fragil. Die Inflationsgefahr schätzt die SNB im Augenblick als gering ein, laut der bedingten Inflationsprognose geht sie davon aus, dass die Inflation auch bei unverändertem Leitzins im Jahr 2020 nur auf 1.2% steigen wird. Gemäss SNB besteht am Immobilienmarkt im Bereich der Wohnrenditeliegenschaften mittelfristig weiterhin die Gefahr einer Preiskorrektur.

Der Franken hat im Zuge des internationalen Handelsstreits, der politischen Situation in Italien und den kriselnden Schwellenländern in seiner Funktion als sicherer Hafen seit Juni an Wert gewonnen. Gemäss den Daten der Girokonten scheint die SNB aber noch nicht in grossem Mass in den Markt eingegriffen zu haben (siehe G 3). Die Teuerung lag im August bei 1.2% und somit im Bereich der Preisstabilität. Die Kerninflation, welche die Preisentwicklung frischer und saisonaler Produkte sowie von Energie und Treibstoffen ausklammert, lag mit 0.6% noch deutlich tiefer, da der binnenwirtschaftliche Preisdruck noch gering ist. Die KOF rechnet damit, dass der Teuerungsdruck verstärkt durch die jüngste Aufwertung des Frankens moderat ausfällt und die Inflation klar im Bereich der Preisstabilität liegen wird. Gemäss dem KOF Consensus Forecast vom September 2018, der die Meinung von 21 Ökonomen reflektiert, sind die langfristigen Inflationserwartungen (Inflationsrate in fünf Jahren) mit 1.2% marginal tiefer als in der Juni-Befragung und damit weiterhin gut verankert.

Bilanz SNB

Angesichts der Inflationsaussicht und der erwarteten Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) wird die Nationalbank ihre Negativzinspolitik noch eine Zeit lang weiterführen. Die gute konjunkturelle Situation und die damit verbundene ansteigende Auslastung der Produktionskapazitäten lassen erwarten, dass auch die SNB einen ersten Zinsschritt machen wird, der im Einklang mit der EZB in der zweiten Jahreshälfte 2019 zu erwarten ist. Die Abwärtsrisiken für dieses Szenario sind aber gestiegen. Sollte sich die Lage am Devisenmarkt noch weiter verschärfen, wird die SNB wieder am Devisenmarkt aktiv werden. Ein ausufernder internationaler Handelskrieg, ein Aufflammen der europäischen Schuldenkrise und/oder Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten würden die Zinswende in Europa gefährden.

Wechselkurse und Renditen

Im Zuge der internationalen Spannungen, der politischen Unsicherheit im Euroraum und aufgrund der Volatilität in einigen Schwellenländern hat der Franken jüngst wieder an Wert gewonnen, da Investoren in den Franken «flüchteten». Beispielsweise haben die türkische Lira und der argentinische Peso seit Anfang Jahr drastisch an Wert verloren. Die Krisen in der Türkei und Argentinien blieben bis anhin aber lokal begrenzt. Lag der Frankenkurs im April noch auf einem Dreijahreshoch nahe der ehemaligen Untergrenze gegenüber dem Euro, notierte der Kurs im September bei etwa 1.13 Franken pro Euro. Insgesamt ist der reale Aussenwert des Frankens auf handelsgewichteter Basis leicht angestiegen und liegt aktuell bei einem Wert ähnlich demjenigen vor der Aufhebung des Mindestkurses.

Betrachtet man die nominalen Wechselkurse seit Anfang 2018, so fand eine deutliche Frankenaufwertung gegenüber dem Euro und Pfund statt, während der Franken gegenüber dem US-Dollar und Yen relativ unverändert blieb. Der US-Dollar hat im vergangenen Jahr wegen der starken Konjunkturentwicklung und den steigenden Zinsen auf einer handelsgewichteten Basis deutlich an Wert gewonnen (siehe G 4).  

Wechselkurs

Innert Jahresfrist sind die Langfristzinsen in den Vereinigten Staaten deutlich angestiegen. So drücken sowohl die ansteigende Inflation als auch der Abbau der Bilanz der Fed (US-Zentralbank) und das Anheben der Leitzinsen die Rendite nach oben. Dies liess auch die langfristigen Zinsen in Europa ansteigen. Die Zehnjahresrenditen der Bundesobligationen haben sich deutlich aus dem negativen Bereich bewegt, bis im Zuge der erhöhten Unsicherheit sichere Anlagen wieder mehr gefragt wurden und die Rendite zeitweise wieder in den negativen Bereich zurückkehrten (siehe G 5). Auch die deutschen Renditen fielen, während der Risikoaufschlag von italienischen Anleihen wegen der erhöhten politischen Unsicherheit um Italiens Staatsfinanzen anstieg. Jüngst ging der Risikoaufschlag für italienische Staatstitel aber wieder zurück. Vor dem Hintergrund einer guten konjunkturellen Lage, ansteigender Inflationsraten und einer weltweit langsam abnehmenden monetären Anpassung in den kommenden Monaten geht die KOF von einer Erholung der Renditen aus; das Niveau verbleibt aber im historischen Vergleich tief.

Langfristzinsens

Kontakt

Dr. Alexander Rathke
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
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KOF Konjunkturforschungsstelle
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