Schweizer Aussenhandel im Jahr 2017: Die Finanzkrisen-Delle nach fast 10 Jahren ausgeglichen

Die Schweizer Exportunternehmen haben im vergangenen Jahr erstmals wieder an die Exportzahlen von vor 2008 anschliessen können. Somit scheint der Aussenhandel sowohl die Grosse Rezession als auch den Frankenschock überwunden zu haben.

Uhren

Rückblick 2017: Wieder auf Niveau von 2008

Das vergangene Jahr hat für die Schweizer Exportwirtschaft versöhnlich geendet. Die inländische Industrie konnte 2017 gemäss Aussenhandelsstatistik Waren im Wert von über 220 Mrd. Fr. ins Ausland verkaufen. Dies entspricht einem Plus von 4.7% gegenüber dem Vorjahr. Die Warenexporte haben wieder den Wert aus dem Jahr 2008 und somit das Niveau von vor der Grossen Rezession mit den darauf folgenden Wellen der Frankenaufwertungen mit ihren negativen Auswirkungen auf die Exportindustrie erreicht (siehe Grafik G 5).

Warenexporte

Dank der robusten Weltkonjunktur war das Exportwachstum breit abgestützt. Durch die leichte Währungsabschwächung konnten in Franken gerechnet wieder höhere Preise erzielt werden, was zu einer gewissen Entspannung bei den Margen der Exporteure geführt haben dürfte. Preisbereinigt stiegen die Warenausfuhren im letzten Jahr um 1.7% gegenüber dem Vorjahr. Nicht zuletzt hat die kräftige Exportnachfrage auch die Warenimporte angekurbelt. Trotz höherer Importpreise stiegen die Einfuhren im letzten Jahr nominal um 6.9%.

Branchenbetrachtung: Starke Uhrenindustrie

Branchenseitig hat im letzten Jahr einmal mehr die chemisch-pharmazeutische Industrie einen sehr hohen Beitrag zum Exportwachstum geliefert. Allerdings resultiert dieses Ergebnis primär aus einem hohen statistischen Überhang aus dem Jahr 2016. In dem Jahr steigerte diese Industrie ihre Ausfuhren um über 10%; demgegenüber verlief die Entwicklung im Jahr 2017 weitgehend flach. Weit dynamischer zeigten sich andere Branchen. Die Uhrenindustrie erlebte nach zwei schwierigen Jahren wieder einen Aufschwung und steigerte die Exporte um knapp 3%. Insbesondere in den wichtigen Absatzmärkten Hong Kong und China stieg die Nachfrage an. Auch die Präzisionsinstrumente, zu welchen unter anderem medizinische Instrumente sowie Mess- und Prüfapparate gezählt werden und deren Exporte schon einen Wert von 80% der Uhrenexporte erreichen, verzeichneten eine gute Auslandsnachfrage; deren Ausfuhren wuchsen um rund 4.5%. Schliesslich kommt die gute Auslandskonjunktur, insbesondere jene im Euroraum, allmählich auch in der MEM-Industrie an. Während das letzte «M» der «MEM», die Metallindustrieunternehmen, im letzten Jahr ihre Exporte um 12% steigern konnten, zogen die Ausfuhren von Maschinen, Elektronik und Apparate – insbesondere in der zweiten Jahreshälfte – nur zögerlich an.

Länderbetrachtung: China immer wichtiger

Die gute Exportentwicklung im letzten Jahr ist einerseits auf das stabile Nachfragewachstum in den Industrieländern zurückzuführen. Zudem haben sich auch die Absatzmöglichkeiten in den meisten Schwellenländern aufgehellt. So konnten beispielsweise grosse Schwellenländer wie Brasilien und Russland ihre Rezessionen hinter sich lassen, auch die Nachfrage aus Asien entwickelte sich wieder dynamischer. Einzig die Nachfrage aus den erdölexportierenden Ländern blieb schwach. Als Absatzmarkt für die Schweizer Industrie immer wichtiger wird derweil China. Mit einem Exportvolumen von 11.4 Mrd. Franken hat sich China zum fünftwichtigsten Handelspartner hervorgeschoben und dabei das Vereinigte Königreich überholt. Auch importseitig hat sich die Bedeutung Chinas im letzten Jahr nochmals erhöht.

Ausblick bleibt günstig

Das internationale Umfeld ist zu Beginn des laufenden Jahres für die Exportindustrie nach wie vor günstig. Die hohe Dynamik im Aussenhandel aus den letzten beiden Quartalen scheint sich fortzusetzen, wie die Januarzahlen der Aussenhandelsstatistik zeigen. Auch gemäss aktueller Konjunkturumfragen rechnen die hiesigen Industrieunternehmen weiterhin mit starken Impulsen aus dem Exportgeschäft. Die Schweizer Exportindustrie dürfte somit endgültig auf einen soliden Erholungspfad eingeschwenkt sein.

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