Der Aufschwung ist da – Sportanlässe prägen Konjunkturverlauf

Die Weltkonjunktur erlebt einen kräftigen Aufschwung, der auch die Schweizer Konjunkturentwicklung belebt. Davon profitiert der Aussenhandel. Die Ausrüstungsinvestitionen ziehen ebenfalls wieder an. Das Bruttoinlandprodukt steigt 2018 um 2.3% und 2019 um 1.7%. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessert sich, die Zahl der Beschäftigten steigt und die Arbeitslosenquote sinkt. Das zeigt die aktuelle KOF Konjunkturprognose.

Derzeit beobachten wir einen kräftigen Aufschwung der Weltkonjunktur, der noch eine Weile anhalten dürfte. Die zurzeit verfügbaren Indikatoren über die Verfassung der schweizerischen Wirtschaft sind im Einklang damit fast ausschliesslich positiv. Sowohl die vor- als auch die gleichlaufenden Vertrauensindikatoren haben sich sukzessive nach oben bewegt (siehe G1). Zudem sind auch die quantitativen Informationen über die Exporte sowie die Quartalsschätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) überwiegend positiv ausgefallen. Allerdings sind es hauptsächlich die neusten Aufwärtsrevisionen der offiziellen Daten zur Wertschöpfung durch das SECO, welche eine Revision der von uns prognostizierten Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP) für das laufende Jahr von 0.8% auf 1% bewirken.

BIP und KOF Konjunkturbarometer

Internationale Sportanlässe treiben das Schweizer BIP an

Die jahresdurchschnittliche Wachstumsrate von 1% für 2017 ist im historischen Vergleich äusserst tief und darum schwer in Einklang mit den erwähnten Indikatoren zu bringen. Die Erklärung hierfür liegt im Quartalsverlauf des BIP: Die Wirtschaftslage war zu Anfang des Jahres deutlich schwächer als zum Jahresende und der zunächst geringe Zuwachs konnte durch die besseren Ergebnisse im zweiten Halbjahr nicht vollständig kompensiert werden. Hinzu kommt, dass seit 2017 die Einnahmen von in der Schweiz ansässigen Dachverbänden aus von ihnen organisierten grossen internationalen Sportanlässen als Teil der schweizerischen Produktion verbucht werden, was sich ab 2014 in der Statistik niederschlägt (siehe G 2). Im Jahr 2016 führten diese Anlässe nun zu einer markanten Erhöhung der Wertschöpfung um knapp 0.3 Prozentpunkte. Da 2017 keine derart grossen Anlässe stattfanden, wird die statistisch auszuweisende Wachstumsrate für das Jahr 2017 im gleichen Umfang nach unten gedrückt.

Die mit den grössten Einnahmen verbundenen internationalen Sportanlässe finden jeweils im Vierjahresrhythmus statt, aber nicht in dem jeweils gleichen Jahr. Aufgrund dieses Modus finden in allen geraden Jahren grosse internationale Sportveranstaltungen statt, in den ungeraden Jahren dagegen nur kleinere. Dies hat zur Folge, dass die Wachstumsrate des BIP im Jahr 2018 höher ausfallen wird, als die voraussichtliche Entwicklung der übrigen Wirtschaftszweige nahelegt. Im Jahr 2019 sind dann wieder tiefere BIP-Wachstumsraten zu erwarten. Wir haben dies in unsere Prognose eingearbeitet und schätzen die Wachstumsraten des BIP auf 2.3% im Jahr 2018 und 1.7% im Jahr darauf.

Sportanlässe

Der BIP-Verlauf widerspiegelt nur eingeschränkt den Konjunkturverlauf

Für die Konjunkturbeobachtung und Analyse hat die BIP-wirksame Verbuchung der Einnahmen aus den Sportgrossanlässen zur Folge, dass der BIP-Verlauf noch weniger als zuvor mit dem Konjunkturverlauf identisch ist. Seit Längerem ist ersichtlich, dass die Gewinne aus dem Transithandel einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf des Schweizer BIP haben, ohne dass daraus die bei der herkömmlichen Wertschöpfung durch Produktion und Dienstleistungen entsprechenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt oder die Preise resultieren. Auch die Lagerveränderungen, die gemeinsam mit statistischen Differenzen zwischen der Produktion und der Endverwendung der produzierten Güter ausgewiesen werden, entziehen sich häufig einer nachvollziehbaren Interpretation. Da die Sportgrossanlässe in Bezug auf die übrige Schweizer Wirtschaft als ähnlich isoliert angesehen werden können wie der Transithandel, muss die Konjunkturanalyse verstärkt vom Einfluss solcher Aktivitäten und Ereignisse absehen, wenn sie die Entwicklungen am Arbeitsmarkt und bei den Preisen vernünftig interpretieren will. So ist zum Beispiel die dem Aufwertungsschock von Anfang 2015 folgende konjunkturelle Entwicklung, über die Jahre 2015 bis 2017 ohne die Sportgrossanlässe mit dem Jahr 2017 als Jahr der Erholung konjunkturell betrachtet, wesentlich plausibler als die BIP-Reihe mit dem ausgeprägten Höhepunkt der Wachstumsraten im Jahr 2016.

Positive Entwicklung am Arbeitsmarkt

Der aktuelle Aufschwung manifestiert sich nun auch langsam am Arbeitsmarkt. Die vollzeitäquivalente Beschäftigung steigt wieder, nachdem sie in der Zeit von der Aufhebung des Mindestkurses Anfang 2015 bis Mitte des Jahres 2017 praktisch stagniert hatte. Die Quote der beim Arbeitsamt registrierten Arbeitslosen sinkt seit Anfang des Jahres und befindet sich bereits wieder auf dem Niveau von Anfang 2015. In der Prognoseperiode rechnen wir mit einer weiter steigenden Zahl an Beschäftigten und die Arbeitslosenquote sollte bis Anfang 2019 sukzessive abnehmen – von heute knapp über 3% auf 2.9% für die registrierten Arbeitslosen und von 4.7% auf 4.5% für die Arbeitslosen nach international vergleichbarer Definition.

In unserer Prognose gehen wir von einem bis Ende 2019 unveränderten Wechselkurs des Frankens gegenüber dem Euro von knapp 1.17 aus. Dieser Wechselkurs kommt vor allem der Exportindustrie zugute, zu der viele Branchen gehören, deren Margen und Absätze in den Jahren 2015 und 2016 stark gelitten haben. Auch der Detailhandel profitiert von der Wechselkursentwicklung, durch die der Einkaufstourismus weniger attraktiv geworden ist.

Zinswende absehbar

Die Zeiten der Negativzinsen werden unserer Prognose zufolge langsam zu Ende gehen. Wir erwarten bereits 2018 steigende Langfristzinsen und im Laufe von 2019 könnten die immer noch negativen Kurzfristzinsen langsam angehoben werden. Ein aktiver Abbau der überaus hohen Bilanzsumme der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die durch vergangene Währungskäufe entstanden ist, ist im Prognosezeithorizont nicht zu erwarten. Auch beim heutigen Wechselkurs bleibt der Preisanstieg niedrig, lediglich eine starke Abwertung oder stark ansteigende Erdölpreise könnten Inflationsraten ausserhalb der Komfortzone der SNB und entsprechend restriktive geldpolitische Massnahmen bewirken (siehe G 3).

Konsumentenpreise

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Yngve Abrahamsen
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