Steigende Bedeutung der chinesischen Gäste für Schweizer Tourismus

Der chinesische Tourismus boomt. Das Land ist in Bezug auf die touristischen Ausgaben zum wichtigsten Herkunftsmarkt für den internationalen Tourismus geworden. Auch für die Schweizer Tourismusregionen nehmen die chinesischen Gäste laufend an Bedeutung zu, was sich auch in den nächsten Monaten fortsetzen dürfte, wie die neuste KOF Tourismusprognose im Auftrag des SECO zeigt.

Tourismus in der Schweiz boomt.
Quelle: Shutterstock

Das hohe Wirtschaftswachstum hat in China in den letzten zehn Jahren zu einem regelrechten Boom im Tourismus geführt, der durch die internationale Marktöffnung, verbesserte Flugverbindungen und Reiseerleichterungen unterstützt wurde. Die Anzahl touristischer Ausreisen aus China[1] nahm in den letzten zehn Jahren von 31 Mio. im Jahr 2005 auf 116.9 Mio. im Jahr 2015 zu. China stieg in dieser Zeit zum weltweit wichtigsten Herkunftsmarkt im internationalen Tourismus auf, was die touristischen Ausgaben betrifft. Im Jahr 2016 gaben chinesische Touristen weltweit 261 Mrd. US-Dollar für Ferien und touristische Dienstleistungen aus, was einem Anteil von 21% der weltweiten Ausgaben im grenzüberschreitenden Tourismus entspricht. Dieses starke Wachstum ist natürlich auch in der Schweiz spürbar.

Chinesische Touristen

Starke Zunahme chinesischer Gäste in der Schweiz …

Die Ankünfte chinesischer Gäste in Schweizer Hotels legten in den letzten zehn Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten zu. Im Jahr 2015 wurden 1.2 Mio. Ankünfte gezählt, was gemessen an den Ausreisen aus China einem Marktanteil von rund 1% entsprach. Im Jahr 2016 sind die Ankünfte aufgrund von Umstellungen bei der Visavergabepraktik und Sicherheitsbedenken im Zuge der Terroranschläge in Europa um 20% gesunken, im laufenden Jahr erholt sich die Nachfrage wieder (Jan-Aug +10.5% gegenüber Vorjahr). Chinesische Touristen sind innert Kürze zum fünftwichtigsten Herkunftsland für den Schweizer Tourismus aufgestiegen, hinter der Schweiz selbst, Deutschland, den USA und dem Vereinigten Königreich. Die Tagesausgaben sind mit durchschnittlich 330 Fr. pro Person hoch, gekauft werden oft Uhren bei vergleichsweise tiefen Ausgaben für die Übernachtung. Chinesen weisen mit durchschnittlich 1.3 Nächten die kürzeste Aufenthaltsdauer aus, was durch den hohen Anteil an Gruppenreisenden zu erklären ist.

Der Grossteil der chinesischen Logiernächte wird in den Tourismusregionen Zentralschweiz (Anteil: 31%), Bern (25%) und Zürich (17%) gezählt. Wie der Monatsverlauf der Beherbergungsstatistik zeigt, sind die Sommermonate Juli und August bei den chinesischen Touristen am beliebtesten. Die Nachfrage in den Wintermonaten ist im Unterschied zu anderen Herkunftsländern bescheiden. Der Oktober ist aufgrund der Goldenen Woche, einer landesweiten Ferienwoche, äusserst beliebt und generiert ungefähr gleich viele Logiernächte wie der September.

… und in den europäischen Nachbarländern

Nicht nur in der Schweiz, auch in den europäischen Nachbarländern ist China zu einem wichtigen Herkunftsmarkt für die Tourismuswirtschaft aufgestiegen. Abbildung XX zeigt die Entwicklung der Logiernachtzahlen in Hotels und ähnlichen Betrieben in der Schweiz und den europäischen Nachbarländern zwischen 2011 und 2015. Wie in der Schweiz, hat sich auch in den Nachbarländern die Zahl der Übernachtungen chinesischer Touristen in dieser Zeitspanne ungefähr verdoppelt. Österreich wies dabei die höchste Dynamik auf, Deutschland die tiefste. Im Jahr 2016 traf der Rückgang der Gäste in Frankreich im Zuge der Terroranschläge auch die Schweiz, da beide Länder oft während der gleichen Reise besucht werden. Viele Reisegruppen wichen auf Destinationen in Osteuropa aus.

Chinesische Touristen ausgewählte Länder

Im Vergleich mit den europäischen Nachbarländern zeigt sich, dass in der Schweiz mit 13% bei den Ankünften und 7.8% bei den Logiernächten die Chinesen den höchsten Anteil an den ausländischen Gästen ausmachen. Grund dafür ist, dass die Schweiz schon früh zu den beliebten Destinationen chinesischer Touristen zählte und bereits in den Jahren vor 2011 hohe Wachstumsraten verbuchte. Zu einem gewissen Grad widerspiegelt es jedoch auch die Nachfrageschwäche bei den übrigen Ausländern vor dem Hintergrund des starken Frankens. Zusammen mit Österreich weist die Schweiz im Vergleich allerdings auch die kürzeste Aufenthaltsdauer auf.

Tabelle 1: Chinesische Touristen in der Schweiz und den Nachbarländern (2015)

Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2015; Quelle: UNWTO

Weiterhin hohe Zuwachsraten erwartet

Auch in den kommenden Jahren wird weiterhin mit hohen Zuwächsen bei den Touristen aus China gerechnet. Zwar schwächt sich das Wirtschaftswachstum in China weiter ab, die Konsumausgaben steigen im bevölkerungsreichsten Land der Welt im Zuge des Umbaus zu einer dienstleistungsorientierten Volkswirtschaft aber weiterhin kräftig. Zudem ist der Anteil der Erstbesucher bei den jetzigen Touristen sehr hoch und das Durchschnittsalter tief. Der chinesische Markt ist nach wie vor riesig, wenn man bedenkt, dass im Jahr 2014 erst 6% der Bevölkerung einen Pass besassen. Vor diesem Hintergrund rechnet die KOF mit einem Wachstum der Logiernachtzahlen von Chinesen von 20% und 15% in den Tourismusjahren 2018 und 2019, die Bedeutung der chinesischen Touristen für den Schweizer Tourismusmarkt nimmt dadurch aber weiter zu, da das Wachstum im Vergleich zu anderen Destinationen hoch bleibt.

KOF Prognosen für den Schweizer Tourismus

Die Tourismusprognosen der KOF werden im Auftrag des externe SeiteStaatssekretariats für Wirtschaft (SECO) erstellt. Das SECO verfügt mit dem Gesetz über die Förderung von Innovation, Zusammenarbeit und Wissensaufbau im Tourismus (Innotour) über die Möglichkeit, Tourismusprognosen zu finanzieren. Die unmittelbaren Adressaten der Tourismusprognosen sind die Branche und die Kantone.

Die zugrunde liegende Studie finden Sie hier.

Kontakt

Yngve Abrahamsen
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KOF FB Konjunktur
Leonhardstrasse 21
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Schweiz

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