Bitcoin: Blosser Trend oder die Weltwährung von morgen?

Eine konventionelle Währung ist im Prinzip ein Tauschmedium, eine Wertanlage und eine Rechnungseinheit. Blockchain-basierte Kryptowährungen, wie zum Beispiel Bitcoin, erfüllen nur die beiden ersten dieser Kriterien. Daher wurde Bitcoin nur in begrenztem Umfang als Tauschmedium genutzt. Dies könnte sich nun aber ändern.

Neue Weltwährung ?
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Im Mai 2010 kaufte ein Entwickler zwei Pizzen für 10 000 Bitcoins. Der heutige Wert von 10 000 Bitcoins beträgt über 64 Mio. US-Dollar und macht diese Pizzen zum teuersten Essen aller Zeiten. Trotz des kometenhaften Anstiegs von Bitcoin im Jahr 2017 sind Wirtschaftswissenschaftler in Bezug auf Kryptowährungen geteilter Meinung. Einige sehen Bitcoin als eine vorübergehende Modeerscheinung, bezeichnen die exorbitante Bewertung als «Blase» und sehen den anonymen Charakter als «Betrug». Andere hingegen glauben, dass sich Kryptowährungen weiterentwickeln und in Zukunft dominieren werden. Die Nachfrage nach Bitcoin ist rasant gestiegen. Dies ist zu einem Teil auf geopolitische Spannungen und zu einem anderen Teil auf die steigende Akzeptanz im Einzelhandel zurückzuführen, insbesondere in Ländern wie Japan.

Bitcoin und Blockchain

Gegenüber konventionellen Zahlungssystemen, bei denen die Verbraucher Zahlungen über ein Konto eines vertrauenswürdigen Finanzinstituts abwickeln, funktionieren Kryptowährungssysteme auf der Grundlage eines Ausführungsnachweises, der es den Teilnehmern ermöglicht, ein dezentrales Netzwerk (öffentliches Kassenbuch – Public Ledger) zu führen. Im Gegensatz zu elektronischem Geld stellt Bitcoin kein gesetzliches Zahlungsmittel dar. Bitcoins werden in «digitalen Geldbörsen» («Digital Wallet») aufbewahrt, die mit einem Bankkonto vergleichbar sind, jedoch mit dem Unterschied, dass andere Benutzer wissen, wie viel sich auf einem Konto befindet, aber die Identität des Inhabers nicht kennen. Bitcoin-Transaktionen werden von spezialisierten Benutzern, den «Minern», in «Blocks» gebündelt. Mit Hilfe kryptografischer Software überprüfen diese anschliessend die anonymen Transaktionsblocks, die zu einer Kette («Blockchain») – einem öffentlichen Kassenbuch, das alle Transaktionen enthält – verbunden werden. Die Vergütung der Miner durch die Ausgabe neuer Bitcoins durch das System vergrössert den Umlauf an Bitcoins. Das System wird durch ein exogenes Geldmengenlimit reguliert; die maximale Zahl an Bitcoins, die je ausgegeben werden können (21 Millionen), wird 2040 erreicht. Bitcoin ist derzeit das grösste Blockchain-Netzwerk, gefolgt von Ethereum, Bitcoin Cash, Ripple und Litecoin. Wir fokussieren uns auf Bitcoin, da es die grösste Marktkapitalisierung (100 Mrd. US-Dollar) und die längste Datenhistorie aufweist.

Bitcoin in der Schweiz

Die Schweiz gilt bei finanziellen Innovationen als Vorreiterin. In Zug, einem bedeutenden Fintech-Drehkreuz, das auch als «Crypto Valley» der Schweiz bezeichnet wird, sind folglich viele Kryptowährungs-Unternehmen angesiedelt. Zudem gab es Bemühungen seitens der Schweizer Behörden, diese Technologie auf verschiedenen Kanälen zu testen. So führte die Gemeinde Zug im vergangenen Jahr ein sechsmonatiges Pilotprojekt durch, bei dem behördliche Standardleistungen für bis zu CHF 200.00 in Bitcoins bezahlt werden konnten. Dieses Pilotprojekt ist trotz seines geringen Umfangs bemerkenswert, da ein verbreiteter Kritikpunkt an Bitcoin darin besteht, dass man damit (noch) keine Steuern bezahlen kann. Eine weitere Initiative war die Einführung von Bitcoin ATMs durch die SBB im Rahmen eines zweijährigen Feldversuchs. Paradoxerweise können mit Bitcoins (noch) keine Fahrkarten gekauft werden. Kürzlich hat die eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) eine Schweizer Privatbank für das Bitcoin Asset Management zugelassen und damit signalisiert, dass Digitalwährungen keine vorübergehende Erscheinung sind.

Die Ökonomie von Bitcoin

Eine konventionelle Währung ist im Prinzip ein Tauschmedium, eine Wertanlage und eine Rechnungseinheit, aber Bitcoin erfüllt nur die ersten beiden Kriterien. Daher wurde Bitcoin nur in begrenztem Umfang als Tauschmedium genutzt, und zwar insbesondere in den USA, China und Japan. Trotz seiner hohen Volatilität gilt es inzwischen als «digitales Gold». Wenn eine der Kryptowährungen zu einer globalen Rechnungseinheit würde, hätte dies Auswirkungen auf die Aktivitäten der Zentralbanken. So würde beispielsweise der Münzprägegewinn (Seigniorage), also die Differenz zwischen dem Nennwert des Geldes und den Herstellungskosten, wegfallen. Eine Schweizer-Franken-Banknote kostet in der Herstellung im Durchschnitt 30 Rappen. Die Differenz zwischen dem Nennwert der Banknote und ihren Herstellungskosten kann eingesetzt werden, um Vermögenswerte zu kaufen, und wird teilweise an die Bundesregierung übertragen. In Entwicklungsländern mit hoher Inflation und weniger unabhängigen Zentralbanken sind diese Transfers unter Umständen eine wichtige Einnahmequelle für Regierungen. Da die Versorgung mit Kryptowährung von den Minern bestimmt wird, wäre das Management der Konjunkturzyklen durch geldpolitische Massnahmen zudem eine grosse Herausforderung für die Zentralbanken.

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung des Bitcoin/CHF-Wechselkurses gegenüber dem Wechselkurs von Sonderziehungsrechten (SDR)/CHF. Aufgrund von Äusserungen von Christine Lagarde, Präsidentin des Internationalen Währungsfonds (IWF), hinsichtlich der Möglichkeit, dass der IWF eine eigene Kryptowährung entwickelt, indem er die Blockchain-Technologie in die SZR integriert, haben wir uns für eine Gegenüberstellung dieser beiden Wechselkurse entschieden. SZR wurden vom IWF aus einem Währungskorb (US-Dollar [42%], Euro [31%], Yuan [11%], Yen [8%] und Britisches Pfund [8%]) geschaffen, um den Dollar als weltweite Reservewährung zu ersetzen und dem Wachstum des Welthandels Rechnung zu tragen. Der Charme von Bitcoin als globale Währung besteht darin, dass sie frei ist von Einflussnahmen durch Regierungen und Zentralbanken und wie SZR einen universellen Charakter besitzt, aber im Gegensatz zu SZR auch private Unternehmen und Verbraucher Zugang haben.

Bitcoin

Die wöchentlichen und monatlichen Korrelationen zwischen den Bitcoin/CHF- und SDR/CHF-Daten sind positiv (in einer Bandbreite von 0.2 bis 0.3). Die monatliche Korrelation zwischen Bitcoin/CHF und dem Goldpreis tendieren gegen null und machen uns skeptisch, was den Status von Bitcoin als «sicherer Hafen» betrifft.

Vor Bretton Woods hat John Maynard Keynes 1942 einen ambitionierten Plan entwickelt, um eine internationale Währungsunion mit einer Weltwährung namens «Bancor» (nicht zu verwechseln mit «Bancor der Kryptowährung»), deren Wert an den Goldpreis gekoppelt sein sollte. Auf einem Vortrag von Karl Brunner von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) betonte der Gastredner John B. Taylor die Notwendigkeit, das internationale Währungssystem zu reformieren. Er argumentierte, dass kompetitive Abwertungen die Weltwirtschaft potenziell destabilisieren können. Es bleibt abzuwarten, ob der IWF eine globale Kryptowährung auf Basis der Blockchain-Technologie nach dem Vorbild von Bancor einführt, die gleichzeitig die zusätzlichen Vorteile von Bitcoin aufweist. Solche Bemühungen würden paradoxerweise dem Daseinszweck von Bitcoin widersprechen, das ja ursprünglich als dezentrales Peer-to-Peer-Netzwerk geschaffen wurde, um jegliche institutionelle Intervention zu vermeiden.

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