(Para-)Hotellerie vs. Airbnb

Die KOF veröffentlicht halbjährlich eine Prognose für den Schweizer Tourismus. In der jüngsten Studie hat sie zudem eine Strukturanalyse der Bedeutung verschiedener Übernachtungskategorien vorgenommen, worunter die klassische Hotellerie, die Parahotellerie sowie Airbnb als eigene Kategorie fallen. Dabei zeigt sich: Bedeutung hat Airbnb vor allem in den Städten und in Regionen mit vielen Ferienwohnungen.

Quelle: Switzerland Tourism/Ivo Scholz - Lago Maggiore
Quelle: Switzerland Tourism/Ivo Scholz - Lago Maggiore

Die Hotellerie bildet nur einen Teil der touristischen Beherbergung ab. Der andere Teil wird unter dem Begriff Parahotellerie zusammengefasst. Die neue Parahotelleriestatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) gibt Auskunft über Angebot und Nachfrage in kommerziell bewirtschafteten Ferienwohnungen, Kollektivunterkünften und Campingplätzen und ist erstmals für das Jahr 2016 verfügbar. In den letzten Jahren hat zudem die Bedeutung von Airbnb bei der Vermittlung von Übernachtungsmöglichkeiten stark zugenommen.[1]

Wie viele Betten sind vorhanden?

Angebotsseitig können die unterschiedlichen Beherbergungsformen anhand ihrer Bettenkapazität unterschieden werden. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass es sich bei der Parahotelleriestatistik um eine Stichprobenerhebung handelt. Campingplätze werden vernachlässigt, da sie auf der Angebotsseite schwierig zu vergleichen sind. Objekte können doppelt gezählt werden, wenn sie in der klassischen Parahotellerie erfasst und zusätzlich auf Airbnb angeboten werden.

Angebot der Übernachtungsformen nach Grossregionen

Schweizweit wurden für das Jahr 2016 insgesamt 272 000 Hotelbetten gezählt. Gemessen an der Gesamtsumme der Betten in der Hotellerie, in Ferienwohnungen und Kollektivunterkünften sowie auf Airbnb, entspricht dies einem Marktanteil von knapp 44% (siehe G 4). Auf die Parahotellerie entfielen gar 286 000 Betten, wovon die Ferienwohnungen etwas mehr als die Hälfte beisteuerten. Dies entspricht einem Marktanteil von 46%. Zählt man die Betten, welche in Objekten auf Airbnb angeboten werden, erhält man per Ende Januar 2017 die Anzahl von 64 000 Betten. Dies entspricht einem Marktanteil von 10%.

Wie die Grafik 4 zeigt, sind die einzelnen Beherbergungsformen in den Regionen unterschiedlich stark vertreten. In der Genferseeregion (insbesondere im Wallis), in der Ostschweiz (Graubünden), im Espace Mittelland (Berner Oberland) und im Tessin ist die Parahotellerie mit Anteilen zwischen 40% und 50% an der Bettenkapazität sehr bedeutend. In den städtischen Gebieten Zürich und Nordwestschweiz besitzt die Hotellerie die höchsten Marktanteile, zudem sind Wohnungen auf Airbnb mit Anteilen von 16% respektive 21% der Bettenkapazität eine überaus wichtige Übernachtungsform.

Die wachsende Bedeutung von Airbnb wird insbesondere bei der Betrachtung der Entwicklung innerhalb der letzten Jahre ersichtlich. So ist die Anzahl Hotelbetten zwischen 2014 und 2017 nahezu stabil bei 272 000 geblieben. Städtische Regionen wie Zürich, Waadt und Basel bauten das Angebot in der Hotellerie aus, während im Wallis, im Tessin, der Zentralschweiz und der Ostschweiz Betten wegfielen. In der gleichen Zeitspanne hat sich das Angebot auf Airbnb um 43 000 Betten verdreifacht. Die stärksten absoluten Zuwächse verzeichneten die Kantone mit vielen Ferienwohnungen, wie das Wallis (+14 000 Betten), Graubünden (+5400), Bern (+4300) und das Tessin (+2000); zudem die städtisch geprägten Kantone Waadt (+3700), Zürich (+2900) und Basel (+2200).

Wie viele Betten werden nachgefragt?

Nachfrageseitig vergleichen wir die Beherbergungsformen anhand der Logiernächte. Im Jahr 2016 registrierte die Parahotellerie (Ferienwohnungen, Kollektivunterkünfte und Campingplätze) rund 14.9 Millionen Logiernächte und erreichte somit einen Anteil von rund 30% bei der touristischen Beherbergung.[1] Ferienwohnungen kamen auf einen Anteil von knapp 14%. Aufgrund der tieferen Auslastung im Vergleich zur Hotellerie liegt der Marktanteil der Parahotellerie bei der Nachfrage tiefer als beim Angebot.

Nachfrage in den Übernachtungsformen nach Grossregionen

Wie die Grafik 5 zeigt, werden in den vornehmlich städtischen Gebieten Zürich und Nordwestschweiz über 90% aller Logiernächte in der Hotellerie generiert. Hohe Anteile der Parahotellerie finden sich in der Ostschweiz (Graubünden), dem Espace Mittelland (Berner Oberland) und der Genferseeregion (Wallis). Die Campingplätze sind insbesondere im Tessin von Bedeutung.

Im Vergleich zur Hotellerie ist die Parahotellerie stark auf die inländischen Gäste ausgerichtet. Knapp 70% aller Logiernächte stammten im letzten Jahr aus dem Inland. In der Hotellerie liegt der Anteil der Inländer hingegen bei 46%. Zudem werden über 80% der ausländischen Logiernächte in der Parahotellerie von europäischen Gästen generiert, während die aussereuropäischen Gäste für die Hotellerie äusserst wichtig sind.

Druck auf klassische Hotellerie wird hoch bleiben

Auf die klassische Parahotellerie entfallen schweizweit rund 44% aller Betten und 30% aller Logiernächte. Ihre Bedeutung ist insbesondere im Alpenraum hoch. Die Nachfrage stammt hauptsächlich aus dem Inland. Als neue Übernachtungsform hat das Angebot von Airbnb in den letzten Jahren stark zugenommen und dürfte in den kommenden Jahren weiter wachsen. Wichtig ist Airbnb in den Städten und in Regionen mit vielen Ferienwohnungen. Die Plattform bietet die Chance, die Parahotellerie auch den ausländischen Touristen stärker zu vermitteln und deren Auslastungsgrad zu erhöhen. Für die klassische Hotellerie dürfte sich der Konkurrenzdruck jedoch erhöhen.

[1] Zahlen zu Airbnb wurden vom Tourismusinstitut der Walliser Fachhochschule für die Jahre 2014–2017 erhoben.

[2] Hotellerie und Parahotellerie. Nachfrageseitige Informationen von Airbnb sind nicht bekannt.

Die aktuellen KOF Prognosen für den Schweizer Tourismus finden Sie hier.

Kontakte

Keine Datenbankinformationen vorhanden

Keine Datenbankinformationen vorhanden

Yngve Abrahamsen
  • LEE G 116
  • vCard Download

KOF FB Konjunktur
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert