Bei der Schätzung des Werts eines präferenziellen Marktzugangs Äpfel mit Äpfeln vergleichen

Den Erfolg politischer Entscheidungsträger bei der Ankurbelung des grenzüberschreitenden Handels in Zahlen zu erfassen ist wichtig. Dies aber in einer statistisch vertretbaren Form zu tun, ist alles andere als trivial. Peter Egger und Filip Tarlea präsentieren eine neue Methodik zur Identifikation des Kausaleffekts präferenzieller Abkommen über wirtschaftliche Integration.  

Es ist wichtig in Zahlen auszudrücken, wie erfolgreich politische Entscheidungsträger bei der Steigerung des Wirtschaftserfolgs sind.[1] Eine kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studie zeigt, dass die Teilnahme an Abkommen über die präferenzielle wirtschaftliche Integration (PEIAs) gewinnbringend ist (Frankel et al. 2004, Baier und Bergstrand 2004). Der präferentielle Marktzugang kann mit einem Abkommen über präferenziellen Handel, einem bilateralen Investitionsabkommen, einem Doppelbesteuerungsabkommen oder einer Kombination solcher Abkommen gewährleistet werden. Für Länder, die sich nahe sind oder sogar eine gemeinsame Landesgrenze, das gleiche Kulturgut oder eine gemeinsame Sprache haben, wird prognostiziert oder als wahrscheinlich erachtet, dass sie solche Abkommen abschliessen. Daher gibt es eine natürliche Länderselektion zur Mitgliedschaft am gleichen Abkommen.

Während dies in der Literatur plausibel ist und einstimmig anerkannt ist, sind die Auswirkungen der PEIAs nur schwer messbar. Aufgrund dieses Selbstselektionsproblems erweist sich eine lineare empirische Spezifikation der Handelsflüsse als eine Funktion der PEIA-Indikationen nicht als kausaler Partialeffekt der PEIAs auf die Handelsflüsse, auch wenn sie von einer linearen Funktion der gemeinsamen Treiber der Handelsflüsse und des PEIA-Beitritts abhängig sind.

Neue Studien zeigen, dass dieses Problem umgangen werden kann, wenn man auf moderne (nicht lineare, wenn nicht nicht-parametrische) Schätzverfahren zurückgreift. Diese gründen auf der Idee, dass die Propensität der PEIA-Mitgliedschaft als eine Funktion gemeinsamer Determinanten von zum Beispiel Handelsflüssen (oder weiterer Ergebnisse) und der PEIA-Mitgliedschaft modelliert werden können. Solange gewährleistet ist, dass Ähnlichkeiten in dieser geschätzten Propensität gleichbedeutend mit Ähnlichkeiten in jeder und allen zu beobachten zugrunde liegenden Determinanten sind – oft als «Abgleich» bezeichnet, kann dies als Metrik verwendet werden, um ähnliche PEIA-Mitglieder und Nichtmitglieder zu identifizieren. In diesem Fall kann sich ein Vergleich wirtschaftlicher Ergebnisse ähnlicher Mitglieder und Nichtmitglieder als kausaler Partialeffekt der PEIAS auf die wirtschaftlichen Ergebnisse erweisen.

Peter Egger und Filip Tarlea zeigen in ihrer neuen Arbeit, dass die allgemein verwendeten beobachtbaren Variablen (wie wirtschaftliche Grösse, Distanz etc.) die notwendige Eigenschaft des Abgleichs verletzen. Mitglieder und Nichtmitgliederpaare mit ähnlichen PEIA-Mitgliedschaftspropensitäten zu vergleichen, führt somit zu einem Vergleich von Äpfeln mit Birnen (Egger und Tarlea 2017). So beweisen Egger und Tarlea, dass die üblichen Verfahren kausaler Schätzungen der PEIA-Mitgliedschaft zu einem eigenen Bias führen, was eine vollkommen unausgeglichene Art der feststellbaren Determinanten der PEIA-Mitgliedschaft zur Folge hat.

In Stichproben im Universum der Länderpaare über den Zeitraum 1961 bis 2010, prüften sie die Annahmen des Abgleichs beobachtbarer gemeinsamer Determinanten der PEIA-Mitgliedschaft und von Handelsströmen für sieben (und 19, wenn verschiedene PTA-Tiefen möglich sind) Kombinationen von als Abkommen handelnde PEIAs. Sie durchlaufen dann für jedes Jahr pro PEIA-Abkommen und beobachtbare Grösse einen Vergleichstest der Mittelwerte (sowie einen Varianzvergleichstest) auf die Null-Hypothese des Fehlens von Differenzen in den beobachtbaren Grössen zwischen PEIA-Mitgliedern und Nichtmitgliedern.

Egger und Tarlea tun dies mit drei Vergleichen: Im ersten stellen sie den beobachtbaren Grössen der PEIA-Mitgliedschaft keinerlei Bedingungen (Vergleich von Äpfeln mit Birnen); in der zweiten gewichten sie die beobachtbaren Grössen invers mit der geschätzten Propensität der PEIA-Mitgliedschaft (immer noch ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen, wenn die beobachteten Grössen für ähnliche Mitglieder und Nichtmitglieder ähnlicher Propensität nicht ähnlich sind) und in einer dritten erzwingen sie die Ähnlichkeit für jede beobachtbare Determinante der PEIA-Mitgliedschaft mit der Gewichtung der Daten (Vergleich von Äpfeln mit Äpfeln). Die letzte Methode der Erzwingung des Abgleichs gründet auf dem sogenannten «Entropy Balancing» gemäss Hainmüller (2012).

Das Ergebnis dieser drei Mittelwertvergleiche der beobachtbaren Grössen zwischen PEIA-Mitgliedern und Nichtmitgliedern stellt Grafik G 6 (Anmerkung: Die Birnen sind als Orangen dargestellt) dar. Da es 3757 Mittelwertvergleichstests mit sieben PEIA-Typen (und 9756 solche Tests für 19 PEIA-Typen) gibt plotten die Autoren die Verteilung (Kerndichte) der Wahrscheinlichkeitswerte (P-Werte). Bei der Null-Hypothese (Vergleich von Äpfeln mit Äpfeln) erwarten sie statistisch insignifikante Tests, was sich in einem hohen P-Wert widerspiegeln würde. Die Flächen in Grafik G 6 zeigen, dass praktisch keine der beobachtbaren PEIA-Determinanten nicht abgeglichen ist, wenn der Abgleich für die beobachtbaren Grössen erzwungen wurde, während dies bei den anderen Verfahren nicht der Fall ist. Dies ist aufgrund der hohen P-Werte offensichtlich (keine Ablehnung einer Vergleichbarkeit von Grössen zwischen den verglichenen PEIA-Mitgliedern und Nichtmitgliedern) mit dem grünen geometrischen Ort im Vergleich mit den anderen. Dies suggeriert, dass es in den früheren Arbeiten ein potenzielles Problem gibt, welches einen solchen Abgleich der verwendeten beobachtbaren Grössen wirtschaftlicher Ergebnisse nicht erzwang, und wovon die PEIA-Mitgliedschaft abhängt.

Kernel Dichte

Die Autoren lassen es nicht darauf beruhen, sondern beweisen, dass in dem vorliegenden umfassenden Datenset beide üblichen Methoden zu verzerrten Ergebnissen führen. Der partiale Effekt jeder der sieben PEIA-Typen auf Handelsflüsse werden vom ungewichteten Schätzer konsequent überschätzt, der einfach die beobachtbaren Grössen auf einer Log-linearen Funktion konditioniert, wenn die Handelsflüsse auf PEIA-Mitgliedschaft-Indikatoren regressiert wird (Grafik G 7). Der inverse (PEIA-Mitgliedschaft) Propensitäts-gewichtete Schätzer macht es jedoch nicht besser. Er generiert nur schwer fassbare Ergebnisse und suggeriert beispielsweise, dass zwei Länder, die gleichzeitig ein Abkommen über präferenziellen Handel und ein bilaterales Investmentabkommen haben, 1% weniger Handel betreiben, als wenn die gleichen zwei Länder in keinem PEIA-Typ wären.

Auswirkungen von PEIAs auf die Handelsflüsse

Die Standardfehler rund um die geschätzten Koeffizienten des letzten Schätzers sind ebenfalls die weitaus grössten von allen. Mit 1 %, 5% oder sogar 10%, sind alle geschätzten Koeffizienten dieser inversen Propensität-gewichteten Regression statistisch nicht signifikant.

Schliesslich schätzen Egger und Tarlea die quantitative Bedeutung dieser Schätzungen hinsichtlich Reaktionen des realen Konsums für jedes Land der PEIA-Mitgliedschaft als utilitaristischen Massstab für Wohlbefinden und Wohlstand (siehe G 8). Für diese Darstellung verwenden sie Daten des Jahres 2006, um die Relevanz des Abgleichs der beobachtbaren Grössen darzustellen. Damit dokumentieren sie, dass der ungewichtete Schätzer die Wirkung von PEIAs auf den Wohlstand eines Landes immer überschätzt. grafischen Der inverse Propensität-gewichtende Schätzer macht es sogar noch schlechter und unterschätzt oder überschätzt die Wirkungen eines Abkommens von PEIAs mit einem Faktor von 20 bzw. 170 – was nicht in der Grafik dargestellt ist.

Änderungen im Wohlstand mit der Unterzeichnung eines PEIAs

Aus dieser Analyse folgern die Autoren, dass die Durchsetzung eines Abgleichs der beobachtbaren Determinanten der PEIA-Mitgliedschaft für aussagekräftige quantitative Schätzungen ihrer wirtschaftlichen Wirkungen von vitaler Bedeutung ist, unabhängig davon, ob Ökonomen oder politischen Entscheidungsträger an den (direkten) (Partial)-Wirkungen auf Handelsflüsse oder an der Gesamtmenge beteiligt sind, welche weitere Korrekturen der Wirtschaft einkalkulieren.

[1] Dieser Artikel wurde erstmalig auf Englisch auf externe Seitevoxeu.org veröffentlicht.

Literatur

Baier, S. L. and J. H. Bergstrand (2004): Economic determinants of free trade agreements. Journal of International Economics 64(1): 29-63, Oktober.

Egger, P. H. and F. Tarlea (2017): Comparing Apples to Apples: Estimating Consistent Partial Effects of Preferential Economic Integration Agreements. CEPR Discussion Paper Nr. 11894.

Frankel, J. A., E. Stein and S-J. Wei (1996): Regional Trading Arrangements: Natural or Supernatural. American Economic Review 86(2): 52-56.

Hainmüller, J. (2012): Entropy balancing for causal effects: A multivariate reweighting method to produce balanced samples in observational studies. Political Analysis 20(1): 25-46.

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