KOF Konjunkturumfragen: Geschäftslage hellt sich weiter auf

Die Geschäftslage der Unternehmen in der Privatwirtschaft präsentiert sich im April 2017 deutlich günstiger als im Vormonat (siehe G 1). Im Vergleich zum Jahresbeginn 2017 konnten die Unternehmen somit ihre Lage kontinuierlich verbessern. Zudem sind die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich des Geschäftsverlaufs in den kommenden sechs Monaten zuversichtlicher als bisher. Die Schweizer Konjunktur startet mit Schwung in den Frühling.

geschäftslageindikator, Mai
Quelle: KOF

Deutliche Erholungstendenz im Verarbeitenden Gewerbe…

Im Verarbeitenden Gewerbe hellte sich die Geschäftslage im April weiter auf. Nachdem der Lageindikator nun zum vierten Mal in Folge gestiegen ist, wird die Lage von den Unternehmen als nahezu befriedigend eingestuft. Der Bestellungseingang nahm etwas zu; er liegt nun höher als im April des Vorjahres. Die Umfrageteilnehmer klagen etwas weniger häufig über zu kleine Auftragsbestände. Sie konnten die Produktionstätigkeit jüngst intensivieren, so dass die Auslastung der Maschinen und Geräte in den zurückliegenden drei Monaten höher war als zuvor. Mit 81% ist der Auslastungsgrad ähnlich hoch wie zur gleichen Zeit des vergangenen Jahres; er liegt somit weiterhin unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Dies liegt aber zum Teil auch daran, dass die Unternehmen wieder in Kapazitätserweiterungen investiert haben. Da die Firmen weniger häufig Preisabschläge vornehmen mussten als zuvor, entwickelte sich auch die Ertragslage nicht mehr ganz so negativ. Die Firmen hoffen, in der nahen Zukunft seltener Preiszugeständnisse machen zu müssen. Allerdings befürchten sie auch bei ihren Vorprodukteeinkäufen höhere Preise. Die Erwartungen der Unternehmen bezüglich des Bestellungseingangs und der Produktion in den nächsten drei Monaten sind zwar nicht mehr ganz so positiv wie in den Vormonaten, aber weiterhin klar nach oben gerichtet. Alles in allem zeigen die Befragungsergebnisse im Verarbeitenden Gewerbe eine klare Erholungstendenz, die über den Winter in den Frühling hineinreicht.

… weitere Aufhellung im Baugewerbe

In den beiden mit dem Bau verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierungssektor verbesserte sich die bereits gute Geschäftslage weiter. Im Baugewerbe setzte sich damit die seit Jahresbeginn andauernde Erholung der Geschäftslage fort. Die Nachfrage nahm beschleunigt zu. Die Kapazitätsauslastung stieg im Vergleich zum Vorquartal wieder etwas und die Ertragslage entwickelte sich nicht mehr ganz so schlecht wie bisher. Bezüglich der weiteren Entwicklung der Ertragslage sind die Unternehmen allerdings skeptisch. Auch die Nachfrageerwartungen sind gedämpft. Sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau rechnen die Betriebe eher mit einer nachlassenden Nachfrage. Dagegen beurteilt das Ausbaugewerbe seine Nachfrageerwartungen als stabil. Von einer sich ebenfalls kaum verändernden Nachfragedynamik gehen die Projektierungsbüros aus. Sie haben bereits in den vergangenen drei Monaten ihre Leistungserbringung erhöht und planen zudem für die nahe Zukunft eine leichte Steigerung. Die Ertragslage wird sich nach Ansicht der Büros in der nächsten Zeit nicht verändern.

Geschäftslage, Salden
Quelle: KOF

Lage im Handel und im Gastgewerbe nicht mehr ganz so angespannt wie bisher

Im Detailhandel entspannte sich im April die ungünstige Geschäftslage zum zweiten Mal in Folge (siehe T 1). Die Kundenfrequenz erreichte annähernd den Vorjahreswert und der mengenmässige Absatz schrumpfte zum ersten Mal seit über zwei Jahren nicht mehr. Die Ertragslage entwickelt sich nicht mehr ganz so ungünstig wie bisher. Zwar sind die Detailhändler eher skeptisch bezüglich der weiteren Umsatzentwicklung und wollen daher nach wie vor zurückhaltend neue Waren bestellen, bei den Preisen planen sie aber, seltener den Rotstift anzusetzen als bisher. Insgesamt hat sich somit die Lage im Detailhandel etwas entspannt, von einer klaren Trendwende kann aber noch nicht gesprochen werden. Im Grosshandel verbesserte sich die Geschäftslage ebenfalls deutlich, nachdem sie sich im Vorquartal merklich abgekühlt hatte. Die Nachfrage hat bei den Grosshändlern in den vergangenen drei Monaten zugenommen, so dass die Warenverkäufe über jenen des vergleichbaren Vorjahreszeitraums lagen. Die Betriebe rechnen mit einer weiter anziehenden Nachfrage in der nächsten Zeit, doch befürchten sie nach wie vor schneller steigende Einkaufs- als Verkaufspreise. Dennoch haben sich ihre Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate deutlich aufgehellt.

Im Gastgewerbe nahm die Unzufriedenheit mit der Geschäftslage erneut leicht ab. Die Lage wird aber nur als geringfügig weniger schlecht bewertet als im selben Zeitraum des Vorjahres. Allerdings klagen die Betriebe in den Bergregionen deutlich weniger häufig über eine schlechte Geschäftslage als vor einem Jahr. In den grossen Städten war die Lage vor einem Jahr dagegen fast genauso zufriedenstellend wie derzeit. In der Gastronomie hat sich die Geschäftslage seit Sommer letzten Jahres schrittweise entspannt, insgesamt bleibt sie aber unbefriedigend. Die Probleme mit einer ungenügenden Nachfrage haben sich nach Auskunft der Befragten verringert. Die Gastronomiebetriebe hoffen mit Blick auf die kommenden drei Monate auf ein leichtes Anziehen der Nachfrage und zudem auf stabile Verkaufspreise. Bei den Beherbergungsbetrieben nahm der Zimmerbelegungsgrad weiter leicht zu und die Geschäftslage wird nicht mehr ganz so negativ wie im Vorquartal eingestuft. Die Reservationen sinken im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr ganz so rapide wie bis anhin. Die Betriebe erwarten annähend stabile Logiernachtzahlen und hoffen, in den kommenden drei Monaten weniger kräftig an der Preisschraube nach unten drehen zu müssen.

Lage im Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbereich stabil…

Im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen ist die Geschäftslage insgesamt ähnlich gut wie im März und somit deutlich günstiger als etwa zu Jahresbeginn 2017. Zwar stieg die Nachfrage nach den Dienstleistungen der Institute nicht mehr so dynamisch wie im Vormonat, doch sind die an der Befragung Teilnehmenden zuversichtlich, dass sich die Nachfrage wieder beleben wird. Die Zahl der Mitarbeitenden wird in diesem Wirtschaftsbereich zwar insgesamt als nahezu angemessen bewertet, dennoch bleibt ein gewisser Druck, die Belegschaftsstärke in der nächsten Zeit leicht zu reduzieren. Die Unternehmen hoffen, dass in der nahen Zukunft die Betriebsausgaben langsamer zulegen als die Betriebseinkommen, so dass sich die Ertragslage deutlicher verbessert. Die Banken sind mit ihrer Lage sowohl im Geschäft mit inländischen als auch mit ausländischen Kunden zufriedener als im vergangenen Monat, wobei das Auslandskundengeschäft nach wie vor dem Geschäft mit inländischen Kunden hinterherhinkt. Bezüglich der Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr sind die Firmen zuversichtlicher als bis anhin. Besonders vom inländischen Privatkundengeschäft erwarten sie sich einen kräftigen Schub. Die Banken sehen Zuwächse sowohl im Erfolg beim Handelsgeschäft, beim Kommissionsgeschäft und sehr leicht auch beim Zinsgeschäft.

… und übrige Dienstleister mit deutlicher Lageverbesserung

Bei den übrigen Dienstleistern verbesserte sich die Geschäftslage im April deutlich. Die Nachfrage stieg in den vergangenen drei Monaten und die Ertragssituation verbesserte sich. Diese positive Tendenz zeigt sich sowohl im Teilbereich Verkehr, Information, Kommunikation als auch im Teilbereich Dienstleistungen für die Wirtschaft. Insgesamt rechnen die Dienstleister unverändert mit einer weiteren Zunahme der Nachfrage in den nächsten drei Monaten. Daher wollen sie auch vermehrt zusätzliches Personal einstellen. Da die Unternehmen aber häufiger mit Preisabschlägen für ihre Leistungen rechnen, sind die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate zwar positiver als bisher, aber insgesamt weiter lediglich verhalten zuversichtlich.

Geschäftslage, Regionen
Quelle: KOF

Geschäftslage nach Regionen

Regional betrachtet, verbesserte sich die Geschäftslage in der Mehrzahl der Grossregionen, wie sie vom Bundesamt für Statistik (BFS) definiert werden (siehe G 2). Besonders deutlich ist die Aufhellung in der Region Zürich und in der Genferseeregion. Aber auch die Unternehmen in der Zentralschweiz, in der Nordwestschweiz und im Tessin melden eine günstigere Lage als im Vormonat. Lediglich die Indikatoren für das Espace Mittelland und die Ostschweiz verbuchen ein kleines Minus.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom April 2017 sind die Antworten von mehr als 4500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 56%.

Weitere Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen und der Teilnahme finden Sie hier

Ansprechpartner

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56
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KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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