Weitere Erholung der Schweizer Wirtschaft

Nach einer für viele Schweizer Unternehmen turbulenten Zeit geben die verfügbaren Konjunkturindikatoren, wie das KOF Konjunkturbarometer und die KOF Konjunkturumfragen, nunmehr Anlass zu einer etwas optimistischeren Einschätzung der Schweizer Wirtschaftsentwicklung. Für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung rechnet die KOF deswegen mit Wachstumsraten des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1.5% in diesem und (unverändert) 1.9% im nächsten Jahr. 

Diese soliden Aussichten für die Konjunkturentwicklung (siehe G 1) sind auch auf die wirtschaftliche Erholung im Euroraum zurückzuführen. In den Volkswirtschaften des Euroraums setzte sich der moderate Aufschwung fort, vor allem dank der positiven Entwicklung in Deutschland, Spanien und den Niederlanden. Die Dynamik in Frankreich und in Italien blieb hingegen schwach. Die wirtschaftliche Entwicklung im Vereinigten Königreich sorgte, unbeirrt von der «Brexit»-Entscheidung, für beträchtliche Wachstumsbeiträge.

BIP

In den entwickelten Volkswirtschaften dürfte die Zuversicht im Prognosezeitraum steigen, während die Erwartungen in den Entwicklungs- und Schwellenländern verhalten bleiben. Die gestiegenen Rohstoffpreise dürften jedoch eine belebende Wirkung für diese Regionen haben. Angesichts der anziehenden Wirtschaftsleistung im europäischen Raum und der sich stabilisierenden wirtschaftlichen Lage in den Schwellenländern sollte sich die Nachfrage nach Schweizer Gütern und Dienstleistungen verhalten positiv entwickeln. Auch die Ausfuhren von übrigen Dienstleistungen werden leicht zunehmen, während die Einnahmen aus dem Tourismus angesichts der weiterhin angespannten Wechselkurssituation nur allmählich anziehen werden. Wie bereits im vergangenen Jahr dürfte der Schweizer Aussenhandel auch in diesem Jahr stark geprägt von der Exportentwicklung der pharmazeutischen Produkte sein. Sie sorgten dafür, dass das Exportwachstum im Jahr 2016 trotz eines schlechten Schlussquartals deutlich positiv blieb.

Ausrüstungs- und Bauinvestitionen mit mehr Schwung

Die Importe dürften im Windschatten der stärkeren Exportentwicklung ebenfalls wachsen. Die Importentwicklung und noch stärker die Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen sind von Sonderfaktoren wie dem Import von Flugzeugen und Rollmaterial geprägt. Die konjunkturelle Erholung sollte zu langsam steigenden Investitionen führen. Aufgrund eines statistischen Überhangs aus dem Jahr 2016 wird die Wachstumsrate in diesem Jahr dennoch negativ sein (-0.9%). Im kommenden Jahr ist mit einem Anstieg von 1% zu rechnen.

Ebenfalls wieder Tritt fassen dürften die Bauinvestitionen nach einer Stagnation im vergangenen Jahr. Der Zuwachs der Bauinvestitionen in diesem Jahr von 1.1% ist getrieben durch Investitionen in die Bahn- und Strasseninfrastruktur sowie Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Der Wohnbau wird sich wegen der zunächst noch verhaltenen Nachfrage und des Anstiegs der langfristigen Zinsen schwach entwickeln.

Kaum Beschäftigungsaufbau – Arbeitslosigkeit verharrt

Es ist zu erwarten, dass der Aufwärtsdruck auf den Schweizerfranken weiter anhält. Aufgrund des starken Frankens sind die Margen der Unternehmen weiterhin unter Druck. Dieser Druck in jenen Wirtschaftsbereichen, die dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind, wird weitere Rationalisierungen zur Folge haben. Deswegen sind steigende Beschäftigtenzahlen praktisch nur in personalintensiven und geschützten Branchen wie dem Unterrichtssektor sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen zu erwarten. Insgesamt wird das Beschäftigungswachstum vergleichsweise gering ausfallen und die registrierte Arbeitslosigkeit dürfte auf dem heutigen Niveau verbleiben (2017 und 2018: 3.3%, siehe G 2). Für die international vergleichbare Arbeitslosenquote gemäss Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die auch die nicht amtlich registrierten Arbeitslosen umfasst, erwartet die KOF einen geringfügigen Anstieg von 4.6% in diesem Jahr auf 4.7% im Jahr 2018.

Arbeitslosenquote

Aufgrund der schleppenden Arbeitsmarktentwicklung und der negativen Preisentwicklung im vergangenen Jahr bleibt die Lohnentwicklung schwach. Angesichts dessen und wegen des anhaltend starken Frankens wird die Teuerung kaum zulegen. Für dieses Jahr erwartet die KOF einen Anstieg der Konsumentenpreise (2017: 0.3%), der auf etwas höheren Preisen von Erdölprodukten gegenüber dem Vorjahr sowie auf temporär höheren Preisen für Frischeprodukte beruht. Ein breiter Teuerungsdruck ist im Inland in der nächsten Zeit aber nicht auszumachen.

Die tiefen Zinsen im Euroraum stehen weiterhin einer Reduktion der negativen Kurzfristzinsen in der Schweiz im Weg, so dass diese Zinsen erst nach Ende des Prognosehorizonts 2018 wieder steigen dürften. Die Langfristzinsen dürften aber schon früher ansteigen; voraussichtlich werden sie Anfang 2018 wieder positiv werden.

Entwicklung der Branchen

Für das vergangene Jahr zeigen die Quartalsschätzungen ein uneinheitliches Bild der Konjunkturentwicklung. Das Wachstum der Produktion war im letzten Jahr mit 1.3% verhalten. Der Detail- und Grosshandel trug leicht unterdurchschnittlich zur Wirtschaftsentwicklung bei. Der Detailhandel litt weiterhin unter dem starken Franken, der zu erheblichen Umsatzeinbussen geführt hat. Zwar steigen die Auslandseinkäufe in jüngster Zeit nicht mehr an, eine Abnahme zeichnet sich aber auch nicht ab. Die reale Wertschöpfung im Transithandel (als Teil des Grosshandels) erhöhte sich im letzten Jahr mit mehr als 10% schwächer als in den beiden Vorjahren (20% bzw. 16%).

Den stärksten Zuwachs verzeichnete im letzten Jahr das Gesundheits- und Sozialwesen. Mit einem Wachstum von 4.8% ist der Anteil dieser Branche an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung auf 7.9% gestiegen. Für den Arbeitsmarkt ist die Branche noch wichtiger: 14.1% der Beschäftigten bzw. 12.4% der vollzeitäquivalenten Beschäftigung entfiel im letzten Jahr auf das Gesundheits- und Sozialwesen.

Das Gesundheits- und Sozialwesen wird im Prognosezeitraum weiterhin robust wachsen. Der Handel insgesamt wird nach einem sehr schwachen Halbjahr 2016 in diesem und insbesondere im kommenden Jahr die Wertschöpfung steigern können (siehe G 3). Im Gastgewerbe wird sich nach den schwierigen Jahren die Situation nun allmählich stabilisieren. Im Bereich Finanzdienstleistungen und bei den Versicherungen wird sich die Geschäftstätigkeit in diesem und im kommenden Jahr lebhaft entwickeln.

Wachstumsbeiträge

Aktuelle und ältere Konjunkturberichte finden Sie in unserem Archiv.

Weitere Informationen und detailliertere Zahlen zur Prognose finden Sie auf der Website der Prognose oder im Downloadpdf des Bulletins (PDF, 1.9 MB).

Kontakt

Yngve Abrahamsen
  • LEE G 116
  • vCard Download

KOF FB Konjunktur
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert