Geldpolitik: Aussichten hellen sich langsam auf

Die US-Geldpolitik wird langsam restriktiver, auch vermehren sich die Anzeichen, dass ein geldpolitischer Richtungswechsel, wenn auch mit grosser Verzögerung, auch in Europa möglich sein wird. Die SNB setzt derweil ihre 2-Säulen-Politik fort.

Die Fed schreitet voran

Im März 2017 liess die amerikanische Zentralbank (Fed) einen weiteren Zinsschritt um 25 Basispunkte folgen, mittlerweile liegt der Zielbereich für den Leitzins, die Federal Funds Rate, zwischen 0.75 und 1%. Die Signale vom Arbeitsmarkt sind weiterhin positiv. Die Inflation, gemessen am «Personal Consumption Expenditures Price Index», bleibt allerdings weiterhin leicht unter dem längerfristigen Zielwert der Fed von 2%. Trotzdem befindet sich die US-Notenbank auf Kurs, denn die gute Verfassung des Arbeitsmarkts schlägt sich allmählich positiv auf die Lohnentwicklung nieder, was wiederum die Inflation anheizen sollte. Da das Inflationsziel der Fed symmetrisch ausgestaltet ist, wird sie künftig vorübergehend wohl auch Teuerungsraten über dem Zielwert tolerieren. Nichtsdestotrotz erwartet die KOF aufgrund der soliden wirtschaftlichen Entwicklung, dass die Fed ihre Leitzinsen sowohl dieses als auch nächstes Jahr jeweils drei Mal um 25 Basispunkte anheben wird. Somit erhält sie wieder etwas Spielraum, um in Zukunft mit herkömmlichen geldpolitischen Mitteln auf Krisen reagieren zu können.

EZB führt Anleihekaufprogramm fort

Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte an ihrer Dezember-Sitzung an, ihr Anleihekaufprogramm bis Ende 2017 fortzuführen, die Käufe jedoch ab April von ursprünglich monatlich 80 auf 60 Milliarden Euro zu reduzieren. In der März-Sitzung beliess die EZB die geplante Dauer und den Umfang der aktuellen Wertpapierankaufprogramme unverändert. Zwar ist die Gesamtinflation auch im Euroraum Anfang 2017 deutlich angestiegen und dürfte in den kommenden Monaten auf einem Niveau in der Nähe von 2% verbleiben. Da dies jedoch in erster Linie auf eine wohl vorübergehende Zunahme der Energiepreis- und Nahrungsmittelpreisinflation zurückzuführen ist, bleibt der Druck auf die Kerninflation verhalten. Gemäss EZB gibt es bislang keine Anzeichen für einen überzeugenden Aufwärtstrend der Kerninflation. Deshalb besteht nach wie vor die Notwendigkeit einer sehr expansiven Geldpolitik, um eine baldige und nachhaltige Rückkehr der Inflationsraten auf ein Niveau von unter, aber nahe 2% sicherzustellen. Die Gefahr einer Deflation schätzt sie aber vorerst als gebannt ein. Die EZB hat zudem angekündigt, dass die Zinsen für eine längere Zeit und weit über den Zeithorizont des Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau verbleiben. Somit bleibt die Politik der EZB extrem expansiv und ein Zinsanstieg ist im Prognosezeitraum nicht zu erwarten.

SNB abhängig vom Ausland

An ihrer März-Sitzung beschloss die Schweizerische Nationalbank (SNB), ihre auf den zwei Säulen «Negativzins» und «Interventionsbereitschaft» beruhende Geldpolitik unverändert expansiv zu halten. Der Zins von -0.75% auf Sichteinlagen bei der Nationalbank und die Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen sollen weiterhin Anlagen in Schweizerfranken weniger attraktiv machen und so den Druck auf den Franken verringern.

Die Teuerung lag im Februar wieder im positiven Bereich und kehrte somit im 1. Quartal 2017 in den Zielbereich der SNB zurück. Die Kerninflation, welche die Preisentwicklung frischer und saisonaler Produkte sowie von Energie und Treibstoffen ausklammert, verharrte jedoch bis im Februar leicht im negativen Bereich. Für den Prognosezeitraum geht die KOF davon aus, dass der Teuerungsdruck gering ausfällt und die Inflation deutlich unter der 1%-Marke verbleibt.

SNB-Bilanzpositionen

Der deutliche Anstieg der Sichteinlagen seit Anfang 2017 lässt darauf schliessen, dass die SNB wieder verstärkt am Devisenmarkt aktiv war, um den Franken zu schwächen. Hiermit stellt die Schweiz aber kein Sonderfall dar: Auch die dänische Notenbank griff im Februar am Devisenmarkt ein und auch die Zentralbank Tschechiens, welche einen ähnlichen Mindestkurs zum Euro wie einst die SNB verteidigt, kam zuletzt wieder stärker unter Druck.

Die SNB wird in den kommenden Quartalen bemüht sein, die Schweizer Geldmarktzinsen deutlich unter jenen des Euroraums zu halten, um die Attraktivität des Frankens zu mindern. Angesichts der erwarteten Politik seitens der EZB muss die Nationalbank somit ihre Negativzinspolitik in den kommenden Monaten fortsetzen. Die KOF geht allerdings nicht von der Notwendigkeit einer weiteren Verschärfung des Negativzinses aus; der Boden bei den Leitzinsen scheint erreicht zu sein. Vielmehr dürfte das Zielband für den Drei-Monats-Libor zwischen -0.25% und -1.25% bleiben und der Zinssatz auf Sichteinlagen bei der Nationalbank weiterhin -0.75% betragen.

Die zweite Jahreshälfte 2016 war vom überraschenden Ausgang einiger politischer Ereignisse geprägt. So hat der Entscheid des britischen Stimmvolks für den «Brexit» zu einer markanten Abwertung des britischen Pfunds geführt. Jedoch gelang es der SNB dank ihrer Interventionsbereitschaft, den damit einhergehenden Aufwertungsdruck auf den Franken als «sicheren Hafen» abzufedern. Auch nach den US-Wahlen und dem italienischen Verfassungsreferendum kam es insgesamt zu keiner substanziellen Aufwertung des Frankens. Unter dem Strich hat sich der reale Aussenwert des Schweizerfrankens auf handelsgewichteter Basis über das vergangene Jahr kaum verändert. Betrachtet man die nominalen Wechselkurse seit Mitte 2016, so fand eine leichte Frankenaufwertung gegenüber dem Euro statt, während der Franken gegenüber dem Dollar etwas an Wert verloren hat. In ihrer aktuellen Prognose geht die KOF von einem Frankenkurs gegenüber dem Euro von 1.07 aus.

Kontakt

Dr. Alexander Rathke
Dozent am Departement Management, Technologie und Ökonomie
  • LEE G 303
  • +41 44 632 86 23
  • vCard Download

KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

Kontakt

Keine Datenbankinformationen vorhanden

Ähnliche Themen

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert