Überprüfung der Methoden für die Einnahmenschätzung der direkten Bundessteuer

Wie steht es um die Qualität der Schätzungen der direkten Bundessteuer durch die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) und die Finanzverwaltung (EFV)? Die KOF hat im Auftrag der beiden Verwaltungen deren Einnahmeprognosen einer Analyse unterzogen. Die Untersuchung zeigt, dass diese unverzerrt sind. Allerdings könnten die Prognosen teilweise noch verbessert werden.

Im Rahmen eines Gutachtens für die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) und die Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV) haben Florian Chatagny und Marko Köthenbürger die Schätzmethode der Einnahmen der direkten Bundessteuer über die Periode 1985 bis 2015 überprüft und Vorschläge für mögliche Anpassungen formuliert. Die prognostizierten Reihen sind die Einnahmen des Kalenderjahres der Einkommensteuer, die Einnahmen der Gewinnsteuer und das Total der vorigen Reihen plus die pauschale Steueranrechnung. Die zum Vergleich herangezogenen Referenzprognosen sind die publizierten Voranschläge dieser Reihen.

In einem ersten Schritt überprüfen die beiden Ökonomen die Qualität der Prognosen anhand ökonometrischer Tests. Im Allgemeinen fällt die Qualität der Prognosen der ESTV gut aus. Statistische Verzerrungstests zeigen, dass die Voranschlagsprognosen der ESTV im Wesentlichen unverzerrt sind. Die Prognosegenauigkeit hat sich auch über die Zeit kaum verändert. Dies trifft allerdings nicht auf die Steuereinnahmen bei den natürlichen Personen zu. Hier hat sich die Prognosegüte über die Zeit tendenziell verschlechtert, wobei angefügt werden muss, dass die statistische Evidenz diesbezüglich eher schwach ausfällt.

Des Weiteren überprüfen die Autoren mit sogenannten Rationalitätstests, ob die für die Prognose herangezogenen Informationen effizient verwendet wurden. Die Testergebnisse zeigen, dass die Annahme der Rationalität für die Prognosen der ESTV bei den Totaleinnahmen und bei den natürlichen Personen nicht verworfen werden kann. Bei den juristischen Personen wird die Rationalitätshypothese jedoch (schwach) verworfen. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass bei den juristischen Personen das Verbesserungspotenzial in Bezug auf die Prognose der Steuereinnahmen am grössten ist.

Tabellen: Rationalitätstest zur Überprüfung Effizienz der verwendeten Informationen (2000-2015)

natürliche Personen

juristische Personen

Totaleinnahmen

In einem weiteren Schritt werden die Prognosen der ESTV mit Echtzeitprognosen eines Random-Walk(RW)-Modells und anderen Zeitreihenmodellen (autoregressive [AR] und vektorautoregressive [VAR] Modelle) verglichen. Die Datenbank des KOF-Makromodells bildet die Datengrundlage (in Echtzeit) für die erklärenden Variablen und deren Prognosen. Die Voranschlagsprognosen wurden ebenfalls mit Prognosekombinationen verglichen. In Tabelle 1 wird die Genauigkeit von verschiedenen Prognosemodellen für die Periode 2000 bis 2015 aufgeführt. Die Genauigkeit wird durch den mittleren absoluten Prognosefehler in Prozent (Mean Absolute Percentage Error – MAPE) gemessen.  

Hierbei lässt sich feststellen, dass sich die Genauigkeit der Voranschlagsprognose (V) im Verhältnis zu den anderen Modellen und Prognosekombinationen gut behaupten kann. Insbesondere bei den juristischen Personen lässt sich feststellen, dass die Voranschlagsprognose mit anderen Modellen oder Prognosekombinationen kaum zu schlagen ist. Bei den natürlichen Personen hingegen ist eine gewichtete Kombination der Voranschlagsprognose mit einem VAR-Modell der Voranschlagsprognose vorzuziehen. Die Gewichtung beider Prognosen erfolgt durch den gleitenden Durchschnitt der in den letzten fünf Jahren beobachteten Prognosefehler der jeweiligen Prognose. Der mittlere absolute Prognosefehler (MAPE) der kombinierten Prognose V+VAR (w5) ist um 0.91 Prozentpunkte kleiner als der Fehler der Voranschlagsprognose. Das entspricht einem Betrag von ungefähr 95 Mio. Fr. im Verhältnis zum Rechnungsergebnis 2015.

Grafik 1 zeigt den absoluten Fehler beider Prognosen in Prozent der Einnahmen. Über die Zeitspanne ist der Prognosefehler bei Verwendung der Kombinationsprognose in zehn Jahren kleiner und in anderen Jahren nicht viel schlechter als der Fehler der Voranschlagsprognose. Schliesslich lässt sich bei den Totaleinnahmen festhalten, dass die Summe der besten separaten Prognosen bei den natürlichen bzw. juristischen Personen (NJ in Tabelle 1) einen kleineren Prognosefehler aufweist als die Voranschlagsprognose. Ein desaggregierter Ansatz (d.h. separate Schätzung von natürlichen und juristischen Personen) ist daher einer aggregierten Vorgehensweise vorzuziehen.

G1: Absoluter Fehler der Prognosen in % der Einnahmen

Fazit

Die Überprüfung der Schätzmethode der Einnahmen der direkten Bundessteuer durch die KOF zeigt, dass die Prognosen der ESTV unverzerrt und meistens rational sind. Die Überprüfung zeigt auch, dass der Prognosefehler über die Zeit relativ stabil ist. Der Vergleich mit Prognosen anderer Modelle weist allerdings darauf hin, dass die Prognose der Steuereinnahmen bei den natürlichen Personen durch eine gewichtete Kombination der Voranschlagsprognose mit einem VAR-Modell verbessert werden kann. Bei den juristischen Personen ist das Verbesserungspotenzial in Bezug auf die Prognose der Steuereinnahmen am grössten.

Kontakt

Keine Datenbankinformationen vorhanden

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert