Bauwirtschaft in Europa: Gute Konjunkturaussichten

Die europäische Bauwirtschaft hat sich von den Krisenjahren erholt und kann auf eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufschwungs hoffen. Das Netzwerk Euroconstruct prognostiziert für seine 19 europäischen Mitgliedsländer insgesamt eine Zunahme der Bauinvestitionen von real 2.6% pro Jahr für die Jahre 2016 bis 2018. Gestützt von einer stabilen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und tiefen Zinsen, entwickeln sich der Wohnungsneubau und der Tiefbau besonders dynamisch.

Quelle: Shutterstock
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Das wirtschaftliche Umfeld präsentiert sich in den 19 Euroconstruct-Ländern, die von nationalen Forschungsinstituten vertreten werden, stabil. Im Jahr 2015 wuchs das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) um 1.9% (siehe G3). Erstmals seit acht Jahren verzeichnen alle Länder eine Zunahme der Wirtschaftsleistung. Für den Zeitraum von 2016 bis 2018 erwarten die Euroconstruct-Institute eine Fortsetzung dieser Entwicklung mit einem durchschnittlichen jährlichen realen Wachstum von 1.9%. Dazu tragen eine Erholung des privaten Konsums sowie des Arbeitsmarkts bei. Für den öffentlichen Konsum ist mit einer gedämpften Entwicklung in den Jahren 2017 und 2018 mit Veränderungsraten von 0.8% zu rechnen. Die Teuerung fällt nach wie vor gering aus. Die Euroconstruct-Institute haben die Inflationsprognose allerdings aufgrund des gestiegenen Ölpreises im Vergleich zur letzten Prognose (Dezember 2015) nach oben revidiert.

G 3: BIP und Output Bauwirtschaft 2012 bis 2018

Die Erholung der europäischen Bauwirtschaft hat sich 2015 mit einer Zunahme der Bauinvestitionen um 1.4% fortgesetzt. Der Bausektor profitiert von tiefen Zinsen, einer Zunahme des realen verfügbaren Haushaltseinkommens und einem stabilisierten Wohnbau. Euroconstruct geht von einer Zunahme der aggregierten Bauleistung um 2.6% 2016, 2.7% 2017 und 2.4% im Jahr 2018 aus.

Die Entwicklung in den Mitgliedsländern ist jedoch heterogen. Insbesondere die osteuropäischen und skandinavischen Länder sowie Irland erwarten eine dynamische Entwicklung im Prognosezeitraum. Den grössten Wachstumsbeitrag stellt in den kommenden Jahren Frankreich, das nach Jahren der Rezession einem Aufschwung der Bauwirtschaft entgegenblickt.

Wohnneubauten und Tiefbau unterstützen den Aufschwung

Im laufenden Jahr stützt der Wohnbau die europäische Bauwirtschaft mit einem erwarteten Wachstum von 3.1% (siehe G4). Dabei entwickeln sich insbesondere die Wohnneubauten positiv. Im Jahr 2016 dürften insgesamt 1.54 Millionen neue Wohnungen fertiggestellt werden, was einen Anstieg um 9.1% im Vergleich zum Tiefpunkt aus dem Jahr 2013 darstellt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Zustrom von Flüchtlingen, besonders in Norwegen und Deutschland. Die Renovationsaktivitäten machen etwa 60% des Wohnbaus aus und entwickeln sich stabil, wenn auch weniger dynamisch als der Neubau.

G 4: Entwicklung Hoch- und Tiefbau von 2012 bis 2018
Baustelle

Der Nicht-Wohnbau, der stark mit der gesamtwirtschaftlichen Lage schwankt, dürfte in den Jahren 2016 bis 2018 um durchschnittlich 2.3% pro Jahr wachsen. Irland erwartet eine aussergewöhnlich hohe Bauaktivität in diesem Segment, um den Investitionsrückstand aus den letzten Jahren auszugleichen. In Ungarn unterstützen EU-Mittel die Investitionen in den Nicht-Wohnbau im Zeitraum von 2014 bis 2020. Insbesondere der Bürobau und der Bau von Lagergebäuden tragen zum Aufschwung bei, während sich die Bildungsbauten am schwächsten entwickeln dürften.

Öffentliche Sparmassnahmen im Zuge der europäischen Schuldenkrise haben lange Zeit den Tiefbau gedämpft. 2014 konnte sich das Segment mit einem Wachstum von 0.8% erholen und seit 2015 ist es wieder auf Expansionspfad (2.9%). 2016 dürfte sich das Wachstum verlangsamen, jedoch erwartet Euroconstruct einen konjunkturellen Aufschwung in den Jahren 2017 (3%) und 2018 (3.8%). Diese Entwicklung ist in den europäischen Ländern mit Ausnahme von Finnland, Portugal und Spanien breit abgestützt. Trotz der finanziellen Restriktionen der öffentlichen Hand sorgen Investitionsbedürfnisse aufgrund des Zustroms von Flüchtlingen (beispielsweise in Deutschland), aufgrund des aktuellen ungenügenden Zustands der Infrastruktur sowie aufgrund positiver wirtschaftlicher Wachstumsaussichten für eine dynamische Entwicklung. Norwegen und die Schweiz nehmen die Spitzenpositionen bei den Tiefbauinvestitionen pro Kopf ein.

Die 81. Euroconstruct-Konferenz fand Mitte Juni 2016 in Dublin statt. Euroconstruct ist ein Zusammenschluss europäischer Wirtschaftsforschungsinstitute im Baubereich. Zweimal im Jahr werden Prognosen zu den Entwicklungen im Bausektor in den einzelnen Mitgliedsländern vorgestellt. Die KOF ist die Schweizer Vertreterin. Weitere Informationen sind hier verfügbar.

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