KOF Konjunkturumfragen vom April 2016: Geschäftslage der Unternehmen entspannt sich

Der Geschäftslageindikator für die Schweizer Privatwirtschaft stieg im April 2016 zum dritten Mal in Folge. Die Unternehmen erholen sich schrittweise vom schwachen Start ins laufende Jahr. Die Lage präsentiert sich aber weiterhin bedeutend ungünstiger als vor der Aufhebung der Frankenuntergrenze (siehe G 1). Die Unternehmen erwarten bezüglich ihrer Geschäfte in den kommenden sechs Monaten keine grossen Veränderungen. Die Schweizer Wirtschaft befindet sich in einem langsamen Erholungsprozess.

Foto: Shutterstock
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Geschäftslage nach Regionen

Regional betrachtet, ist der Geschäftslageindikator in den meisten Regionen gestiegen (siehe G 2). In der Zentralschweiz, in der Region Zürich und im Espace Mittelland hat sich die ohnehin schon gute Geschäftslage weiter deutlich verbessert. Aber auch das Tessin konnte etwas aufholen. Während sich die Lage in der Ostschweiz kaum verändert hat, mussten die Nordwestschweiz und die Genferseeregion Rückschläge hinnehmen.

KOF Geschäftslageindikator April 2016

Entwicklung nach Wirtschaftsbereichen

Die Geschäftslage entwickelte sich in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen im April uneinheitlich. Eine günstigere Geschäftslage als bisher melden die Unternehmen im Grosshandel, im Gastgewerbe sowie im Verarbeitenden Gewerbe. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich insbesondere bei den exportorientierten Firmen die Lage etwas aufgehellt. Im Baugewerbe, im Projektierungsbereich und bei den übrigen Dienstleistern verschlechterte sich die Situation sehr leicht. Darüber hinaus ist bei den Finanzdienstleistern die Lage nicht mehr ganz so gut wie im Vormonat.

Exportunternehmen atmen auf

Im Verarbeitenden Gewerbe entspannte sich die Geschäftslage zum zweiten Mal in Folge. Die Unternehmen klagen nicht mehr ganz so häufig über eine schlechte Geschäftslage wie zu Jahresbeginn. Der Bestellungseingang stabilisierte sich nahezu und die Unternehmen blicken weniger skeptisch auf ihre Auftragsbestände als bisher. Die Produktion wurde kaum noch gedrosselt und die Vorproduktelager werden seltener als zu voll angesehen. Ihre Geräte und Maschinen lasten die Unternehmen etwas stärker aus als vor drei Monaten. Mit 81.5% ist die Kapazitätsauslastung zwar weiterhin unterdurchschnittlich, im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres ist sie aber momentan etwas höher. Der Druck auf die Ertragslage liess nach. Vom Exportgeschäft erhoffen sich die Firmen in der nächsten Zeit wieder leichte Impulse. Nachdem die Unternehmen ihre Preise in den vergangenen Monaten wegen der Frankenstärke erheblich nach unten angepasst haben, klinken sie sich nun wieder in die internationale Entwicklung ein. Insbesondere bei den exportorientierten Unternehmen zeigt sich daher die Besserung der Geschäftslage. Die Exporteure richten sich auf deutliche Produktionsausweitungen in der nächsten Zeit ein. Trotz der günstigeren Situation im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt, stehen in diesem Wirtschaftsbereich jedoch weiterhin Stellenstreichungen auf der Agenda.
 
In den mit dem Bau verbundenen Bereichen Baugewerbe und Projektierungssektor trübte sich die Geschäftslage im April leicht ein (siehe T 1). Insgesamt ist die Geschäftslage in beiden Bereichen aber weiterhin vorwiegend gut, wobei im Baugewerbe die Lage im selben Monat vor einem Jahr noch deutlich besser war. Obwohl die Baufirmen kaum von witterungsbedingten Behinderungen berichten, haben sie tendenziell ihre Bautätigkeit verringert. Da die Umfrageteilnehmer etwas häufiger über eine unzureichende Nachfrage klagen als bisher, planen sie auch für die nächsten drei Monate tendenziell mit einer schwächeren Bautätigkeit. Die Zahl der Mitarbeitenden wollen sie dementsprechend verringern. Im Projektierungsbereich hat sich die Situation in den vergangenen Monaten kaum verändert. Die Büros berichten von einer stabilen Nachfrage nach ihren Leistungen. Dies dürfte sich ihrer Einschätzung nach in der nahen Zukunft nicht wesentlich ändern, sie rechnen allenfalls mit einer leicht rückläufigen Nachfrage. Daher wollen sie auch bei der Belegschaftsstärke kaum Anpassungen vornehmen.

Im Detailhandel und im Gastgewerbe günstigere Lage als zu Jahresbeginn

Im Detailhandel hat sich nach einer Aufhellung im März die Geschäftslage im April wieder etwas verschlechtert. Die Betriebe sind mit ihrer Geschäftslage insgesamt eher unzufrieden, die Situation ist aber günstiger als zu Jahresbeginn 2016. Zwar sehen die Detailhändler ihre Verkaufspreise auch in der nächsten Zeit unter Abwärtsdruck, doch hoffen sie, ihre Umsätze nahezu stabil halten zu können. Bei der Bestellung neuer Waren beabsichtigen sie, nicht mehr ganz so zurückhaltend zu sein wie bis anhin. Personalkürzungen planen sie momentan kaum noch. Im Grosshandel entspannte sich die Geschäftslage etwas. Gleichwohl klagen die Firmen verbreitet über eine ungenügende Nachfrage. Sie konnten aber ihre Wettbewerbsposition stabilisieren und hoffen, dass sie bei den Verkaufspreisen kaum noch Abschläge vornehmen müssen.

Im Gastgewerbe ist die Geschäftslage momentan nicht mehr ganz so schlecht wie zu Jahresbeginn. Sowohl im Gastronomiebereich als auch bei den Beherbergungsbetrieben ist die Lage nicht mehr so negativ wie im 1. Quartal. In der Gastronomie erreicht der Absatz zwar nicht die Vorjahreswerte, der Nachfragerückgang verlangsamte sich jüngst aber. Bezüglich der weiteren Entwicklung hat die Skepsis der Gastronomen aber wieder zugenommen, sie rechnen mit einer sinkenden Nachfrage in den kommenden drei Monaten. Die Verkaufspreise wollen sie aber dennoch nicht ändern. Einschnitte sind dagegen bei der Zahl der Mitarbeitenden geplant. Die Beherbergungsbetriebe konnten den Zimmerbelegungsgrad auf niedrigem Niveau stabilisieren. Die Übernachtungszahlen von ausländischen Gästen und die Nachfrage insgesamt nahmen weniger kräftig ab als gegen Ende des Jahres 2015. Die vorliegenden Reservationen sind zwar weiterhin niedriger als zur selben Zeit des Vorjahres, der Abstand zu den Vorjahreswerten ist aber geringer als bisher. Die Betriebe hoffen, dass sich der Nachfragerückgang in den kommenden drei Monaten wenigstens verlangsamt und dass sie nicht mehr ganz so häufig Preissenkungen vornehmen müssen wie in den vergangenen Monaten.

Geschäftslage der Finanz- und Versicherungsdienstleister kühlt sich leicht ab

Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen kühlte sich die Geschäftslage im April insgesamt leicht ab, sie ist aber weiterhin günstiger als zu Beginn des Jahres 2016. Im April vor einem Jahr war die Lage aber noch deutlich besser als jetzt. Insbesondere die Banken sind nicht mehr ganz so zufrieden mit ihren Geschäften wie bisher. Das Zinsgeschäft entwickelte sich zwar günstig, das Handelsgeschäft und das Kommissionsgeschäft gaben aber nach. Die Banken sind bezüglich des inländischen Firmenkundengeschäfts nicht mehr so optimistisch wie bis anhin. Die Versicherer melden eine insgesamt befriedigende Geschäftslage. Ihre Nettokapitalerträge sind weiterhin unter Druck, wenn auch nicht mehr so stark wie in den zurückliegenden Quartalen. Obwohl die Versicherer ihre Wettbewerbsposition wieder stärken konnten, rechnen sie mit einem weiteren Nachgeben der Ertragssituation.

Bei den übrigen Dienstleistern ist der Geschäftslageindikator weiter leicht gesunken. Die Ertragslage der Firmen verschlechterte sich erneut, wenn auch nicht mehr so ausgeprägt wie im 1. Quartal dieses Jahres. Sowohl bei den wirtschaftlichen Dienstleistern als auch im Bereich Verkehr, Information, Kommunikation ist die Abkühlung der Geschäftslage zu spüren. Die Befragungsteilnehmer rechnen aber im Dienstleistungsbereich insgesamt mit einer leicht steigenden Nachfrage in der nächsten Zeit. Um die Nachfrage anzuregen, planen sie weiterhin Preissenkungen ein.

In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom April 2016 sind die Antworten von mehr als 4500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 57%.

Ansprechpartner

Dr. Klaus Abberger
  • LEE G 121
  • +41 44 632 51 56
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KOF Konjunkturforschungsstelle
Leonhardstrasse 21
8092 Zürich
Schweiz

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